Wiederhören mit Milen Bozhkov in Coburg

Große slawische Seele, infranken.de, 09.03.15

 

 

Ein Wiederhören mit dem viele Jahre am Landestheater Coburg engagierten Tenor Milen Bozhkov bringt ein slawischer Liederabend bei „Leise am Markt“. Dieser Abend ist ein Fest für Fans der gepflegten Melancholie. „Die große slawische Seele“ prangt als Motto auf dem Plakat im Schaukasten von „Leise am Markt“. Das Etikett verspricht slawische Musik, interpretiert von drei slawischen Künstlern. Die Sopranistin Nina Andreeva, der Tenor Milen Bozhkov und die in Coburg lebende Pianistin und Chorleiterin Antoinetta Bafas am Flügel bescheren dem Publikum Lieder und Arien von Tschaikowsky und Rachmaninow sowie von bulgarischen Komponisten.

Von Liebe, Trauer und Schmerz

Wenn Tschaikowsky von der Liebe singt, sind der Schmerz und die Trauer meist nicht weit. Die enttäusche Liebe in vielen Varianten beschwört Tschaikowsky in den ausgewählten Liedern und Romanzen. Immer wieder geht es um unerfüllte Liebe, um vergebliche Hoffnungen. Und die Interpreten wissen, wie sich der tränenreiche Charme der Melancholie musikalisch beschwören lässt, ohne in Larmoyanz zu versinken.

Lenski-Arie packend gestaltet

Das gilt für Nina Andreeva mit ihrem schlanken, hellen, dennoch durchaus nuancenreichen Sopran. Das gilt aber vor allem auch für Milen Bozhkov, der mit seinem warm timbrierten Tenor und seiner intensiven Gestaltungskraft vom ersten Ton an in Bann zieht. Besonders eindringlich gelingt ihm die berühmte Lenski-Arie aus Tschaikowsyks Puschkin-Oper „Eugen Onegin“ – ein in Töne verwandelter Abschied vom Leben.

Einfühlsam begleitet

Am E-Flügel begleitet Antoinetta Bafas einfühlsam und anpassungsfähig, sensibel mitgestaltend, ohne die Sänger je zum Forcieren zu verleiten. Den zweiten Teil eröffnen ausgewählte Lieder aus der Feder von Sergej Rachmaninow, bevor schließlich Lieder bulgarischer Komponisten und einige Volkslieder aus Bulgarien ins Heimatland der Interpreten führen. Als Moderatorin macht Antoinetta Bafas aus diesem Programmblock einen interessanten kurzen Abriss der Musikgeschichte Bulgariens zwischen 500-jähriger türkischer Herrschaft und dem bewahrten Reichtum der Volksmusik.

Die Künstler des Abends

Milen Bozhkov ist dem Coburger Publikum bestens bekannt durch seine Solistentätigkeit am Landestheater Coburg mit seinen Auftritten in den umjubelten Produktionen Madama Butterfly, La Traviata, Eugen Onegin, Zauberflöte sowie als beliebter Solist bei den Classic Open Air Konzerten im Rosengarten. Bevor er 2009 nach Coburg kam, war er Solist an der Nationaloper Sofia, am Grazer Opernhaus sowie an der Oper Maribor. Derzeit ist er als freischaffender Künstler tätig. Nina Andreeva startete ihre Karriere ebenfalls mit Engagements an der Nationaloper Sofia, am Grazer Opernhaus sowie an der Oper Maribor. Seit 2013 ist sie Mitglied des Theater-Ensembles in Hagen. Antoinetta Bafas ist dem Coburger Publikum als engagierte Chorleiterin und Initiatorin verschiedenster kultureller Projekte bekannt.

Text/Bild: Jochen Berger

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