Trompeten-Legende in Coburg gefeiert

So erlebt das Publikums das Gastspiel von Dusko Gojkovic mit einer hochkarätig besetzten Band bei „Leise am Markt“.

Das Versprechen gilt. „Wir holen Sie heute in bisschen swingend zurück in die Gegenwart“, sagt Schlagzeuger Michael Keul zur Begrüßung. Und genau das macht das prominent besetzte Quintett um den Trompeter Dusko Gojkovic auf der exquisiten kleinen Bühne bei „Leise am Markt“ am ersten Abend nach den Weihnachtsfeiertagen. Mehr noch: Das Quintett macht den Abend zur Hit-Parade für Jazz-Fans. Harte, schnell und aggressiv gespielte Bebop-Nummern von Dizzie Gillespies oder sanfte, fast verträumt intonierte Balladen wie „I fall in Love to Easily“ – vieles passt hinein in diesen Abend, der die Zeit anzuhalten scheint. Das gilt nicht zuletzt für Dusko Gojkovic, der über seine 85 Lebensjahr scheinbar völlig mühelos hinwegmusiziert und seine Trompete immer wieder in höchste Lagen hinauf treibt. Durchdringendes Fortissimo oder zerbrechlich schwebendes Pianissimo – Gojkovic entlockt seiner Trompete die ganze Bandbreite an dynamischen Möglichkeiten, aber auch eine große Vielfalt an Klangfarben.

Jazz-Professoren

Drei Würzburger und Nürnberger Jazz-Professoren an Tenorsaxofon (Hubert Winter), Piano (Bernhard Pichl) und Kontrabass (Rudi Engel), dazu Michael Keul am Schlagzeug zelebrieren die Kunst des ebenso freien wie punktgenau präzisen Zusammenspiels. Die unerhörte Leichtigkeit des musikalischen Seins: Ganz entspannt wandert Dusko Gojkovic über die Bühne, setzt sich auf Treppe und lauscht dem verführerisch sanften Tenorsaxofon von Hubert Winter (der bereits 2015 bei der Coburger Jazz-Nacht und 2013 im Glasmuseum zu Gast war), dem energischen und doch geschmeidigen Kontrabass von Rudi Engel und dem unbeirrbar klaren Klavier von Bernhard Pichl, während Michael Keul am Schlagzeug pulsierende Akzente setzt.

„Bis zum nächsten Mal“

Dann greift Dusko Gojkovic wieder zu seiner Trompete, lässt sie in virtuosen Girlanden in die Höhe steigen und findet dann mit größter Selbstverständlichkeit zum nahtlosen Zusammenklang mit Hubert Winters Tenorsaxofon. Zu vorgerückter Stunde erklatscht sich das Publikum noch mehrere Zugaben und nimmt ganz zum Schluss noch ein Versprechen von Dusko Gojkovic mit auf den Heimweg: „Bis zum nächsten Mal“.

Künstler bei „Leise am Markt“

Nach seinem Musikstudium in Belgrad wanderte der 1931 in Jugoslawien (dem heutigen Bosnien-Herzegowina) geborene Gojković in den Fünfzigern nach Deutschland aus, spielte u.a. bei Max Greger, Kurt Edelhagen und Albert Mangelsdorff. In den Sechzigern startete er auch international durch, ging nach seinem Studium an der Berklee School of Music in Boston mit Stars wie Woody Hermann und Maynard Fergusson auf Welttournee. Anfang der Siebziger machte ihn seine Rückkehr nach Deutschland zu einer der wichtigsten Figuren der europäischen Jazzszene. Er gilt als Gründer des Balkan-Jazz, als einer der ganz großen Trendsetter des Modern Jazz und als „der letzte Gralshüter des originären Bebop und Hardbop“.

Seine Karriere umfasst unzählige Tourneen, Platten- und CD-Aufnahmen rund um den Globus. Er spielte mehr als 200 CDs und Schallplatten unter eigenem Namen ein und schrieb unzählige Kompositionen und Arrangements u.a. für Big Bands. Auch als Musikpädagoge machte er sich einen Namen: gründete seine „Munich Big Band“ als Talentschmiede, betreute das Landesjugend-jazzorchester Bayern und unterrichtete an diversen Jazzschulen.

2014 bekam er den ECHO Jazz für sein Lebenswerk, 2015 würdigte ihn die bayerische Landeshauptstadt mit dem Münchner Musikpreis für seine „herausragende musikalische Gesamtleistung“.

Text: Jochen Berger

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