Mit Tonbak und Daf im Pochen und Tanzen unserer Welt

Hadi Alizadeh, infranken.de, 08.12.14

 

Was heißt hier Trommler? Wenn Hadi Alizadeh eines seiner eher unspektakulär erscheinenden Instrumente in den Händen hat, meint man irgendwann ein halbes Orchester, eine üppig besetzte Percussion zu hören. Am Sonntag war der iranische Musiker zu Gast bei Leise am Markt. In seiner Vielseitigkeit, mit dem Klangreichtum seiner Instrumente, mit meditativen Passagen wie derwisch-tanzendem Überschwang riss er sein Publikum immer wieder zu Begeisterungsstürmen hin.

Unermüdlicher Experimentator

Der in Deutschland lebende Perkussionist war vor gut einem Jahr bereits in der Region zu erleben – bei einem Konzert im Glasmuseum im Park von Schloss Rosenau. Alizadeh hat mit Daf und Tombak, der orientalischen Rahmentrommel und der aus einem Stück Walnussholz oder Eiche gefertigten Bechertrommel, eine unglaubliche Fingerfertigkeit entwickelt. Ob mit flacher Handfläche, Ballen oder den einzelnen Fingern in unterschiedlichen Kombinationen, er klopft und streichelt, kratzt und schabt die Bespannung und den gesamten Körper seiner Instrumente. Die klassische persische Musik lieferte zwar die Grundlagen, doch Alizadeh ist ein erfindungsreicher, unermüdlicher Experimentator auf der Suche nach dem immer neuen, die Welt erfassenden und durchdringenden Klang, nach Geräuschen und Tönen, die er in raffinierten, sich überlagernden Rhythmen und immer komplexeren Mustern in den Raum schickt.

Tanzende Mädchen

Der Sound des Maschinenzeitalters, Bilder von tanzenden Mädchen und träumenden Liebenden, der Wind in den Bäumen oder über weiten Ebenen, ob Naturklang oder Zivilisationskulisse, Alizadehs zeitlose Musik löst einen Strom von Assoziationen aus, der den Zuhörer zu sich und gleichzeitig in den Reichtum dieser Welt führt.

Text/Bild: Dr. Carolin Herrmann

Top