Was hat die musikalische Romantik des 19. Jahrhunderts mit Jazz aus Südamerika zu tun? Das Bruno Böhmer Camacho Trio gibt eine faszinierende Antwort.
Bruno Böhmer Camacho schwimmt in der Musik. Wenn er, die Augen geschlossen, am kleinen, aber beachtlich klangvollen elektrischen Roland-Flügel bei „Leise am Markt“ auf der Bühne sitzt, beginnt eine aufregende Reise durch viele Stile und Genres. Melancholisch gefärbte Balladenkunst und vorwärts drängender, nervös pulsierender rhythmischer Schwung sind bei Bruno Böhmer Camacho und seinem Trio keine Gegensätze, sondern verbinden sich scheinbar mühelos und selbstverständlich.
Bruno Böhmer Camacho gibt am E-Flügel stets den Ton an und drängt dennoch Rodrigo Villalón am Schlagzeug und Juan Camilo Villa am fünfsaitigen E-Bass dennoch keineswegs in den Hintergrund, findet vielmehr immer wieder den musikalischen Dialog, reaktionsschnell und mühelos.
Offen für Überraschungen
Das Trio ist bestens eingespielt, geradezu kammermusikalisch feinsinnig und nuancenreich in seinem Musizieren und dabei neugierig und jederzeit offen für Überraschungen und Erkunden, wie sie der Perkussionist Samuel Torres an Congas und Cajon herbeizaubert. Tores treibt das Spiel des Trios an, beflügelt es und fügt sich doch ein in den Gesamtklang.
Bruno Böhmer Camacho, Enkel des kolumbianischen Komponisten Angel Maria Camacho y Cano und künstlerisch an der Folkwang-Hochschule in Essen ausgebildet, bringt in seinem Spiel zusammen, was scheinbar gar nicht zusammen gehört und dennoch verblüffend interessant kontrastiert. Balladeske Klavierromantik zwischen Chopin und Schumann begegnet südamerikanischem Rhythmus-Drang ganz beiläufig.
Publikum restlos begeistert
„Columbian Project“ hat Bruno Böhmer Camacho sein aktuelles Programm getauft. Beim Coburg-Debüt ist unter diesem Etikett noch ein zweiter Gast zu erleben – die Sängerin Maria Raquel, die vom restlos begeisterten Publikum mit Sonderapplaus bedacht wird.
Text: Jochen Berger