Jede Menge Emotion und Energie

„The First Lady of Blues-Harp“ bei Leise am Markt: Beata Kossowska lässt die Mundharmonika glühen.

Die Lady hat den Blues – und ist trotzdem eine temperamentvolle Frohnatur: Beata Kossowska fühlt sich sichtlich wohl bei „Leise am Markt“, von Song zu Song kommt sie mehr in Fahrt, und lässt sich auch davon nicht beirren, dass ein Drittel ihres Trios sich krank gemeldet hat. Bassistin Judith Rommel konnte nicht mit nach Coburg kommen, doch Gitarrist Eberhard Klunker überspielt das Sounddefizit geschickt und baut das Fundament nach Kräften selbst.

Dank ihrer Power-Stimme und ihres atemberaubenden Mundharmonikaspiels hat die „First Lady of Blues-Harp“ ohnehin keine Mühe, den Funken übersprungen zu lassen, ihre Songs – überwiegend Eigenkompositionen – verströmen jede Menge Emotion und Energie. Dabei beschränkt sich die aus Polen stammende Musikerin nicht auf erdigen Blues, den ihr Gitarrist mit perkussiver Spielweise und flinkem Fingerstyle vorwärtstreibt. Mit swingenden Grooves und Scat-Gesang entführen die beiden auch in jazzige Gefilde, sie lassen’s funky perlen und balladesk schweben, und zwischendurch lässt Klunker seine Gitarre schon mal furios Flamenco tanzen.

Über allem steht die Mundharmonika, von der Beata Kossowska ein ganzes Arsenal einsetzt. In allen Ton- und Gemütslagen lässt die Virtuosin ihr Instrument – zuweilen sogar zwei zugleich – singen, klagen, jubilieren und entlockt ihm ungeahnte Klänge nicht nur durch ihre perfekte Spieltechnik, sondern auch durch Soundeffekte. Beatas Leidenschaft für die Harp ist hör- und spürbar – und sie endet selbst nach der dritten Zugabe, die das begeistert mitsingende und applaudierende Publikum bei Leise sich erklatscht, noch lange nicht: „Ich spiele sogar beim Autofahren“.

Text: Dieter Ungelenk

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